Beckenbodentraining für Männer nach der Prostata-OP

19.12.2025 • 4 minuten Lesedauer
Eine Prostataoperation stellt für viele Männer einen tiefgreifenden Einschnitt dar. Neben der körperlichen Heilung stehen häufig Fragen zur Kontinenz, zur sexuellen Funktion und zum allgemeinen Körpergefühl im Vordergrund. Denn genau hier spielt der Beckenboden eine zentrale Rolle. In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum gezieltes Beckenbodentraining nach einer Prostata-OP sinnvoll ist, ab wann damit begonnen werden kann und wie es helfen kann, die Kontrolle über Kontinenz und Potenz schrittweise zurückzugewinnen.
Älterer Mann bei Beckenbodentraining nach der Prostata-OP

Warum ist Beckenbodentraining nach einer Prostata-OP wichtig?

Bei einer Prostataoperation werden Strukturen im Beckenraum verändert, die eng mit der Funktion des Beckenbodens verbunden sind. Die Prostata liegt direkt unterhalb der Blase und ist von Muskeln und Nerven umgeben, die für Kontinenz und Stabilität der Körpermitte wichtig sind. Nach dem Eingriff muss sich der Körper also neu organisieren. Der Beckenboden übernimmt dabei eine Schlüsselrolle, da er hilft, die Harnkontrolle wiederherzustellen und den Rumpf zu stabilisieren. Eine gut funktionierende Beckenbodenmuskulatur kann außerdem dazu beitragen, den unteren Rücken zu entlasten und Fehlhaltungen vorzubeugen.

Ab wann sollte man mit dem Beckenbodentraining beginnen?

Der richtige Zeitpunkt für den Start des Beckenbodentrainings ist entscheidend. Dabei wird zwischen der unmittelbaren Erholungsphase nach der Operation und dem Beginn des aktiven Trainings unterschieden.

Ruhephase direkt nach der Prostata-OP

Unmittelbar nach der Operation steht die Wundheilung im Vordergrund. In dieser Phase geht es nicht um aktives Training, sondern um Schonung und Wahrnehmung. Viele Männer haben zunächst einen Blasenkatheter, der einige Tage bis Wochen verbleibt. In dieser Zeit sollte der Beckenboden nicht aktiv belastet werden. Sanfte Atemübungen und ein bewusstes Wahrnehmen des Beckenbereichs können jedoch helfen, ein erstes Gefühl für die Körpermitte zu entwickeln, ohne die Heilung zu beeinträchtigen.

Start des aktiven Beckenbodentrainings

Mit dem aktiven Beckenbodentraining wird in der Regel nach Entfernung des Katheters begonnen. Ab diesem Zeitpunkt kann die Muskulatur vorsichtig aktiviert werden. Wichtig ist ein langsamer Einstieg mit einfachen Übungen und geringer Intensität. Ziel ist es zunächst, den Beckenboden überhaupt wieder bewusst anzusteuern. Häufig erfolgt der Trainingsstart unter physiotherapeutischer Anleitung, um Überforderung oder falsche Anspannung zu vermeiden.

Erektionsstörungen nach der Operation vermeiden oder lindern

Nach einer Prostataoperation berichten uns viele Männer über Veränderungen der Erektionsfähigkeit. Ursache sind hier unter anderem gereizte oder beeinträchtigte Nerven sowie die bereits oben beschriebene veränderte Muskelkoordination im Beckenraum. Der Beckenboden spielt hierbei eine unterstützende Rolle. Bestimmte Beckenbodenmuskeln sind an der Stabilisierung der Erektion beteiligt, da sie den Blutfluss im Penis beeinflussen. Durch gezieltes Training kann die muskuläre Kontrolle verbessert werden. Das ersetzt keine medizinische Therapie, kann aber dazu beitragen, die körperlichen Voraussetzungen für eine bessere sexuelle Funktion zu unterstützen und das Vertrauen in den eigenen Körper schrittweise wieder aufzubauen.

Inkontinenz nach der Operation vermeiden oder lindern

Harninkontinenz tritt nach einer Prostataoperation vergleichsweise häufig auf. Die Studien zeigen, dass ein großer Teil der Patienten in den ersten Wochen nach dem Eingriff unwillkürlichen Urinverlust erlebt. In vielen Fällen verbessert sich die Situation im Verlauf deutlich, das gilt aber leider nicht für alle Betroffenen: Das US-Forschungsteam vom Vanderbild University Medical Center (VUMC), hat in ihrer CEASAR-Studie (Comparative Effectiveness Analysis of Surgery and Radiation) gezeigt, das 14 bis 25 Prozent der Männer, selbst zehn Jahre nach der Prostata-OP von Harnverlust berichtet haben.
Der Beckenboden spielt dabei eine entscheidende Rolle, da er den äußeren Schließmuskel unterstützt und hilft, den Urinfluss zu kontrollieren. Gezieltes Beckenbodentraining kann die Muskulatur stärken und die Koordination verbessern. Ergänzend kommen häufig Hilfsmittel wie Harnröhreneinlagen zum Einsatz, um den Alltag sicherer zu gestalten. In bestimmten Situationen werden auch temporäre Katheter oder medikamentöse Maßnahmen eingesetzt. Beckenbodentraining versteht sich dabei als unterstützender Bestandteil eines ganzheitlichen Umgangs mit der Inkontinenz nach der Operation.

Beckenbodentraining mit dem eigenen Körpergewicht

Nach einer Prostataoperation fällt es nach unserer Erfahrung vielen Männern schwer, ihren Beckenboden gezielt wahrzunehmen. Beim klassischen Beckenbodentraining wird versucht, diese Muskulatur bewusst anzuspannen und anschließend wieder zu entspannen. Sanfte Übungen wie Beckenkippen, ruhige Atemtechniken oder einfache Bewegungen im Liegen oder Sitzen unterstützen dabei, ein erstes Gefühl für die Körpermitte zurückzugewinnen. Ziel ist es, die Kontrolle über den äußeren Schließmuskel schrittweise zu verbessern und die Kontinenz zu unterstützen. Gerade nach der Operation berichten viele Männer jedoch, dass sie unsicher sind, ob sie die richtige Muskulatur aktivieren. In solchen Fällen stößt das Training mit dem eigenen Körpergewicht häufig an seine Grenzen.

Beckenbodentraining mit einem Magnetwellenstuhl

Ein Magnetwellenstuhl, wie der Beckenbodenstuhl von EMP Chair Pro, nutzt elektromagnetische Impulse, um die Nerven im Beckenboden gezielt zu stimulieren. Dadurch entstehen rhythmische Kontraktionen aller Muskelschichten, ohne dass eine bewusste Anspannung erforderlich ist. Das kann insbesondere nach einer Prostataoperation hilfreich sein, da die Ansteuerung des Beckenbodens häufig eingeschränkt ist. Die Impulse erreichen auch tieferliegende Muskelbereiche, die für die Kontrolle des Harnflusses und die Stabilisierung der Körpermitte eine wichtige Rolle spielen. Auf diese Weise kann die Muskulatur gezielt aktiviert werden, selbst wenn das eigene Körpergefühl noch eingeschränkt ist.
Ablauf und Dauer: Die Anwendung erfolgt im Sitzen und vollständig bekleidet. Eine Sitzung dauert etwa 28 Minuten und umfasst bis zu 12.000 Muskelkontraktionen. Erste Veränderungen, etwa ein verbessertes Gefühl für den Beckenboden oder mehr Sicherheit im Alltag, werden häufig nach mehreren Sitzungen beschrieben. Ziel ist eine besser koordinierte und kräftigere Beckenbodenmuskulatur, die dabei unterstützen kann, die Kontinenz schrittweise zurückzugewinnen und die Körpermitte nach der Operation zu stabilisieren.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Ich kann meinen Beckenboden nicht anspannen. Was kann ich tun?
Dass der Beckenboden schwer ansteuerbar ist, ist keine Seltenheit. Da es sich um Tiefenmuskulatur handelt, fehlt oft die bewusste Wahrnehmung. In solchen Fällen kann ein technikgestütztes Training sinnvoll sein. Der EMP Chair Pro aktiviert die Muskulatur über elektromagnetische Impulse und kann dabei helfen, den Beckenboden gezielt zu trainieren und besser kennenzulernen.
Wann merke ich Verbesserungen durch das Beckenbodentraining?
Wie schnell Veränderungen wahrgenommen werden, hängt von der individuellen Ausgangssituation ab. Häufig berichten Menschen nach 6-8 Wochen regelmäßigen Trainings von einem verbesserten Körpergefühl und einer bewussteren Wahrnehmung im Beckenbereich. Wichtig ist eine kontinuierliche Anwendung und realistische Erwartungen, da Beckenbodentraining ein langfristiger Prozess ist.
Wie lange muss man den Beckenboden trainieren nach einer Prostata-OP?
Beckenbodentraining ist kein kurzfristiges Programm, sondern ein längerfristiger Prozess. Viele Männer trainieren über mehrere Monate hinweg, um spürbare Verbesserungen zu erreichen. Die Dauer hängt von der individuellen Ausgangssituation und dem Heilungsverlauf ab. Entscheidend ist die regelmäßige Durchführung und eine realistische Erwartungshaltung. Auch nach einer Stabilisierung der Kontinenz kann ein moderates Training sinnvoll sein, um die Funktion langfristig zu erhalten.
Autorin: Jessica Marcinkowski
Jessica Marcinkowski ist Beckenboden-Expertin und Unternehmerin mit 18 Jahren Erfahrung in der Anwendung moderner Trainingskonzepte. Sie arbeitet täglich mit Endanwendern sowie im engen Austausch mit Physiotherapeuten, Ärzten und weiteren Fachanwendern. Als zentrale Ansprechpartnerin für den EMP Chair Pro begleitet sie die Einführung, Anwendung und Einordnung des Trainingskonzepts in der Praxis. In ihren Artikeln erklärt sie Zusammenhänge rund um Beckenboden und Körpermitte.